Wie du Dein wütendes Kind begleiten kannst
Oft bekomme ich (vor allem bei Paarcoachings) die Frage gestellt, wie man Kinder begleiten darf, wenn sie wütend sind. Und die zweite Frage, die sofort im Anschluss kommt, warum der Partner das oft „anders“ regelt. Oder anders ausgedrückt, warum der eine Partner so begleitet und der andere Partner anders. Um die beiden Fragen genauer zu betrachten, stellen wir die erste Frage, wie du dein wütendes Kind begleiten kannst, hinten an. Und nehmen uns die zweite Frage wieso Partner unterschiedliche in dieser Situation reagieren, als erstes vor.
Inhaltsverzeichnis
Deine Art, wie du Dein wütendes Kind begleiten kannst
Wie Dein Partner ein wütendes Kind begleitet
Wieso Dein Partner so reagiert
Wieso Du anders auf Dein wütendes Kind reagierst
Weshalb Ihr beim Begleiten an Eure Grenzen kommt
Was passiert, wenn die Ressourcen aufgebraucht sind?
Was kannst du in diese Situation machen, wenn die Ressourcen bereits aufgebraucht sind?
Das kannst Du tun, um Ressourcen aufzufüllen
Wie ich Dich dabei begleiten kann
Wie kannst Du also Dein wütendes Kind begleiten?
Deine Art, wie Du Dein wütendes Kind begleitest
Wenn Du in solch eine Situation kommst, wo Du ein wütendes Kind hast und es begleiten möchtest, versuchst Du das Ganze auf eine liebevolle Weise zu machen. Weder mit einem Appell an die Vernunft noch mit Drohungen. Denn so etwas wie „spinn Dich aus…“ oder „wenn Du jetzt nicht wieder normal bist, dann gehen wir nach Hause.. .“ mögen möglicherweise in dieser Situation kurzfristig funktionieren, löst aber weder den tiefsitzenden Hintergrund noch wirkt in irgendeiner Weise verbindend. Selbstverständlich versuchst Du die Situation auch nicht mit Gewalt zu lösen. Und wie Du ja weißt, sehe ich verbalen Druck auch als Gewalt an. Du wirst auch nicht auf der logischen Ebene versuchen, das Kind zu begleiten denn, wie Du ja weißt, funktioniert Logik nicht mehr, wenn Du in Deinen Emotionen bist. Logik und Emotionen haben nichts miteinander zu tun. Sie sind gegensätzlich.
Wie Dein Partner ein wütendes Kind begleitet
Und dann ist da Dein Partner. Auch wenn er toll findet, wie Du die Situation löst, ist seine Art so anders. Er geht grundsätzlich mit dem Kind auf logischer Ebene um. Wenn das Kind dann jedoch emotionale Begleitung benötigen würde, ist er versteift auf die Logik und versucht dadurch, seine eigene Gefühlsarmut zu kompliziert. Wenn das Kind traurig oder wütend ist, weil z.B. das Brot bereits durchgeschnitten ist und genau dieses Brot aber am Stück sein soll, dann begleitet Dein Partner aus seinem Kopf heraus. In dem Augenblick wird dem Kind die Welt erklärt. Dass es ja gar nicht mehr möglich sei dieses Brot wieder zusammenzufügen. Dafür sind ja noch andere Brote da. Und überhaupt gibt es doch eigentlich gar keinen Grund traurig oder wütend zu sein. Das Kind wiederum ist in dieser Situation nicht in der Lage, diese Begründungen zu verstehen. Es will sie auch nicht hören. Es möchte einfach nur angenommen werden.
Gründe, wieso Dein Partner so reagiert
Dein Partner ist entweder im blauen oder roten Naturell. Beides ist Zahlen, Fakten, und Daten lastig und weniger auf die persönliche Bindung zu anderen Menschen ausgelegt. Ganz sicher sind diese Menschen in der blauen konditionierten Anpassung. Das bedeutet, dass Emotionen unterbewusst weggeschoben und weggedrückt werden. Sie werden in diesem Augenblick nicht nur bei sich selbst sondern auch bei anderen als nicht wichtig erachtet. Und weil Emotionen keine wirkliche Rolle spielen, wird alles mit Zahlen, Fakten, Daten und Logik erklärt. Die blaue konditionierte Anpassung ist demnach ein Muster, aus dem Dein Partner in diesem Moment nicht raus kann. Wäre er nur in seinem eigenen Naturell, könnte er sein Herz öffnen, zu dem Kind gehen und sagen „ich kann dich total gut verstehen. Ich kenne Deine Situation. Lass uns eine Lösung suchen“. Wohlwissend, dass das Brot nicht wie von Zauberhand wieder zusammengeklebt werden wird. Dennoch fühlt sich das Kind geborgen und angenommen. Ab da kann gemeinsam eine Lösung erarbeitet werden. Und selbst wenn es danach immer noch keine gemeinsame Lösung gibt, kann Dein Partner das weiterhin wütende Kind mit offenen Herzen trösten. Annehmen. Auf Augenhöhe begleiten.
Aber genau da ist Dein Partner oft schon so tief in seiner blauen konditionierten Anpassung, in diesem Muster drin, dass er nur auf seine Logik setzt. Und wenn Dein Kind diese Logik nicht versteht (oder verstehen will), springt bei diesem Partner irgendwann seine konditioniert blauen Anpassung (Logik) zur ungewollt roten konditionierten Anpassung (Wut und Ärger). So nach dem Motto „Versteh doch endlich dass es nicht funktioniert! Und hör auf, daran herum zu meckern! Ich will jetzt in Ruhe frühstücken!“
Wieso Du anders auf Dein wütendes Kind reagierst
Im Grunde ist es zunächst eine andere Ausgangsposition. Während sich Dein Partner im blauen oder roten Naturell befindet, ist Dein Naturell eher gelb oder grün. Beide Naturelle sind Personenbezogen. Emotionen und Bindungen zu anderen Menschen stehen im Vordergrund. Vermutlich hast Du bereits eine ganz genaue Vorstellung, wie Du mit Deinem Kind umgehen möchtest, z.B. bedürfnisorientiert oder bindungsorientiert, oder was es sonst noch so gibt. Selbstverständlich gibt es auch hier die blaue konditionierte Anpassung. Sie ist allerdings meist nicht so stark ausgeprägt, da diese Menschen von Grund auf bereits eher im Herz sind statt im Kopf. Der Weg in die Muster ist daher deutlich länger. Zudem hast Du Dich bereits mit dem Thema auseinandergesetzt und suchst nach Wegen, wie Du die Situation anders lösen kannst, als mit Vernunft und Logik.
Weshalb Ihr beim Begleiten an Eure Grenzen kommt
Wer wann an seine Grenzen kommt, ist eine Frage von Ressourcen, die zur Verfügung stehen. Diese Ressourcen kannst Du Dir immer wieder auffüllen, indem Du Dich mit Dir und Deinen Emotionen auseinandersetzt. Wenn Du Deine Bedürfnisse kennst. Dich um sie kümmerst. Je mehr Du Dich emotional um Dich selbst kümmerst, desto mehr Ressourcen hast Du zur Verfügung (siehe Energie-Modell von Vera F. Birkenbihl). Desto länger und entspannter kannst Du Dein wütendes Kind begleiten.
Wenn diese Ressourcen durch verschiedene andere Themen aber eher gering sind, entsteht das Problem, dass nicht mehr mit offenem Herzen begleitet werden kann. Das kommt an verschiedenen Stellen im Leben immer mal wieder vor. Zeit zum Handeln wird es dann, wenn diese Ressourcenknappheit zum Dauerzustand wird. Wenn Dein Partner auf lange Sicht keine Möglichkeit sieht, den Ressourcen-Tank wieder aufzufüllen, weil er z.B. seine Bedürfnisse nicht erfüllen kann, oder noch schlimmer, gar nicht kennt.
Was passiert, wenn die Ressourcen aufgebraucht sind?
Solange noch Ressourcen vorhanden sind, ist es grundsätzlich immer möglich zu begleiten. Sind diese Ressourcen aber erst einmal aufgebracht, kannst Du schnell mal in den Farben „springen“. Achtung, hier wird es technisch (zudem spannend J).
Das bedeutet, dass Du grundsätzlich im Naturell gelb oder grün bist. Diese beiden Naturells sind personenbezogen und haben die Emotionen als einen sehr wichtigen Inhalt. Dennoch kommt es dann, wenn Deine Ressourcen aufgebraucht sind, dazu, dass Du von dem eigentlich gelben oder grünen Naturell in die blaue, grüne oder ungewollt rote Anpassung springst (je nachdem, wie Deine Reaktion ausfällt). Du reagierst damit, indem Du…
- logisch argumentierst, weil Du jetzt nicht mehr begleiten möchtest, und das alles ohnehin schon viel zu viel Gefühls-Gedöns war
→ Du schließt Dein Herz und gehst raus aus Deinem Gefühl, das Du eigentlich dringend benötigst, rein in Deinen Kopf (blaue konditionierte Anpassung)
- in Selbstmitleid verfällst, denn eigentlich machst Du ja immer die ganze Arbeit und da sollten alle mehr Dankbarkeit zeigen (grüne konditionierte Anpassung)
→ Du schließt Dein Herz und ziehst Dich immer weiter in Dich zurück. Du nimmst alle „Last“ auf Dich und gehst in eine Art Opferhaltung
- laut und ärgerlich wirst, denn jetzt ist auch mal Schluss! So geht das nicht weiter, da musst Du ein Machtwort sprechen! (ungewollt rote konditionierte Anpassung)
→ Du schließt Dein Herz weil die Wut Dich überrollt. Du bist bis dahin zu sehr in die grüne konditionierte Anpassung gefallen. Dein inneres Kind blockt aber irgendwann ab, weil es daran zu Grunde gehen würde. Ab diesem Zeitpunkt, bist Du gegen alles – und das in aggressiver Haltung.
Was kannst du in diese Situation machen, wenn die Ressourcen bereits aufgebraucht sind?
Ganz ehrlich? Nichts. In dieser Situation kannst Du nichts. Um die Situation nicht eskalieren zu lassen, ist eine mögliche Strategie, aus dieser Situation raus zu gehen, da Du sonst tiefer in die ungewollt rote konditionierte Anpassung verfällst. Wenn es nötig ist, kannst Du kurz physisch den Ort verlassen. Natürlich in Absprache mit Deinem Partner, dass das Kind in seiner wütenden Stimmung nicht völlig alleine gelassen wird.
Heißt das jetzt dass du gar nichts tun kannst und einfach der Situation ausgeliefert ist? Nein, natürlich nicht! Aber wenn du bereits in dieser Situation, in diesem Muster, gefangen bist, ist es unglaublich schwer und für die meisten Menschen unmöglich, aus diesem Muster wieder rauszukommen. Daher ist die Devise: gehe Deine konditionierten Anpassungen bzw. Deine Muster vorher an. Schaue Dir die Themen an. Schaue Dir die Themen gemeinsam mit Deinem Partner an. Lösungsorient – ohne Bewertung. Du und Dein Partner könnt Euch gegenseitig annehmen und feststellen, dass Ihr beide dennoch genau richtig seid wie Ihr seid und diese konditionierten Anpassungen, egal ob blau oder rot oder grün, nicht zu Eurer Persönlichkeit gehören, sondern einfach Strategien sind, die Ihr Laufe Eures Lebens irgendwann übernommen habt.
Das kannst Du tun, um Ressourcen aufzufüllen
Daher ist es wichtig, dass Du noch einen Schritt zurückzugehst und Dir selbst die Frage stellst, was denn Deine Bedürfnisse sind. Kennst Du Deine Bedürfnisse? Was muss gegeben sein, damit Du Deine Ressourcen wieder auffüllen kannst? Es könnte z.B. sein, dass Du Ruhe benötigst. Oder möglicherweise weniger Mental-load. Es könnte auch sein, dass Du von Deinem Partner unterstützt oder einfach nur gesehen werden möchtest. Vielleicht brauchst Du auch nur ein bisschen Zeit für Dich. Da gibt es viele Möglichkeiten und jedes Naturell hat andere Bedürfnisse. Also ist es wichtig, dass Du Dir selbst bewusst wirst, in welchem Naturell du dich befindest und wenn Du dann Deine Bedürfnisse kennst, sie umzusetzen. Aus gewusst wird bewusst.
An dieser Stelle gibt es viele Menschen, die sagen „selbst wenn ich meine Bedürfnisse kenne, kann ich sie nicht umsetzen.“ Aber ist das so? Wirklich? Ist es so, dass Du Dir Deine eigenen Bedürfnisse, nicht mal 5 Minuten zwischendurch erfüllen kannst? Morgens direkt nach dem Aufstehen 5 Minuten Zeit für Dich. Oder abends vorm ins Bett gehen. Kein Fernseher, stattdessen 20 Minuten Meditation. Oder mal zwischendurch auf die Toilette gehen Dir 5 Minuten Zeit nehmen. In Dich gehen und Bedürfnisse erfüllen. Durchatmen. Diese paar Minuten am Tag wirken Wunder. Ressourcen auffüllen. Aber genau dafür musst du deine Bedürfnisse kennen und sie ernst nehmen.
Wie ich Dich dabei begleiten kann
Von Beginn an, ist es wichtig, den geeigneten Raum zu schaffen. Dir selbst und Deinem Partner den geeigneten Raum zu geben. Also zu sagen „ich mag nicht wie du mit den Kindern umgehst. Aber ich kann auch sehen, dass das nicht Du bist. Nicht Deine Persönlichkeit. Das ist Deine konditionierte Anpassung. Dein Tuch.“ Wenn an dieser Stelle noch zusätzlich Druck aufgebaut wird und dem Partner gesagt wird, dass er nicht richtig ist, gibt es nur noch mehr Druck. In dem Fall noch mehr grüne konditionierte Anpassung. Es würde also genau das Gegenteil von dem erzeugen, was Du eigentlich möchtest. Nämlich Entwicklung. Das schöne ist, dass es sich einfach nur um ein Tuch handelt. Es kann abgenommen werden. Aber dafür musst Du erkennen, dass es sich um ein Tuch handelt, und es abnehmen wollen. Dabei kann ich dir gerne helfen.
Als erstes muss ein Bewusstsein entstehen. Dazu ist der innere Antreiber wichtig. Wenn Du hierzu mehr wissen möchtest, klicke hier und höre gerne in meinen Podcast rein. Nachdem Du diesen inneren Antreiber gefunden hast und tatsächlich überzeugt davon bist, dass dieses Tuch abgenommen werden soll, dann geht es auf zwei Möglichkeiten. Zum einen über Wiederholung, Wiederholung, Wiederholung. Je nach Person und Thema kann es länger oder kürzer dauern. Zum anderen durch eine einmalige tiefgreifende emotionale Erfahrung. In diesem Fall bei mir durch Hypnose. Wenn du dazu mehr wissen möchtest, klicke hier.
Wie kannst Du also Dein wütendes Kind begleiten?
Es scheint, als sind wir ganz schön vom Thema abgekommen. Denn eigentlich wollten wir doch herausfinden, wie Du Dein wütendes Kind begleiten kannst. Wenn Du jedoch nochmal im Artikel zurückgehst, wirst Du feststellen, dass genau diese Frage beantwortet wurde. Es geht nicht um die Begleitung von Deinem wütenden Kind. Es geht um Deine Entwicklung. Ressourcen. Konditionierte Anpassungen. Deine Tücher. Wenn Du sie loslassen kannst, kannst Du auch Dein Herz wieder öffnen. Alles Andere – inklusive die Begleitung Deines wütenden Kindes kommt von ganz alleine.